Kurzgeschichten

Geschrieben am 7. November 2022
Geschrieben am 7. November 2022

Es war einmal ein kleines Mädchen,

dieses hatte meistens ein buntes Perlenkettchen um den Hals. Sie trug den Namen Conny. Die meiste Zeit verbrachte sie mit Eduard, ihrem Fohlen. Das Jungtier bekam sie zu ihrem sechsten Geburtstag. Conny und Eduard waren unzertrennlich, doch eines Tages stürzte ihr kleines Fohlen so unglücklich über einen Stein, dass das rechte vordere Sprunggelenk so zertrümmert war und niemand genau wusste, ob man es jemals wieder heilen kann. Für Conny begann eine lange Zeit der Ungewissheit, oft verkroch sie sich in ihrem Bettchen und weinte bitterlich, nichts konnte sie aufheitern, Eduard war eben ihr Ein und Alles. In Connys Leben gab es außer ihrer Mutter auch noch einen Bruder namens Jakob. Ihren Vater verlor Conny als sie zehn Monate alt war, er hieß übrigens auch Eduard. Ihre Mutter brauchte damals ungefähr eineinhalb Jahre bis sie damit fertig wurde, denn Eduard starb damals an einer seltenen Gehirnerkrankung die erst vier Tage vor seinem Tod erkannt wurde. Niemand war darauf vorbereitet, dass er über Nacht einschlief und nicht mehr aufwachte. Nun wieder zurück zu Conny. Ihr Bruder Jakob versuchte mit allen Mitteln seiner kleinen Schwester wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, während die Mutter alles unternahm, um die besten Tierärzte für das Fohlen Eduard ausfindig zu machen. Dabei stieß sie durch ihre Schwester Annabell, übrigens Connys Lieblingstante, zu einem Tierarzt. Einen der besten, den es in ihrem Dorf gab. Doch auch er konnte dem Fohlen Eduard lange Zeit, da die Verletzung so schwer war, nicht helfen. Bis der Arzt Dr. Ferdinand bei einem Waldspaziergang einer bekannten Dame aus früheren Zeiten begegnete, man nannte sie auch die Kräuter Gretel. Sie wusste wie man die besten Tinkturen und Cremen für Tiere herstellen kann. Ihre Kräuterkenntnisse waren so gut, dass sie vielen Tieren die niemand mehr heilen konnte wieder ein wunderbares Leben ermöglichte. Dr. Ferdinand kam auf die Idee, der kleinen Conny die bekannte Kräuter Gretel vorzustellen und so begann eine wunderschöne Freundschaft zwischen Gretel und dem Mädchen. Conny wurde von Tag zu Tag wieder glücklicher weil Gretel das kranke Fohlen auf ihrem Hof, wo sie auch andere kranke Tiere gesund pflegte, aufnahm. Conny durfte dort das Jungtier Eduard immer wieder besuchen. Auch ihrem Bruder Jakob tat das sehr gut, weil er sah, wie Conny immer mehr zu lächeln begann. Als ungefähr zwei Monate vergangen waren, geschah plötzlich ein Wunder. Noch ein bisschen geschwächt lief Eduard das Fohlen schon über den halben Hof und es dauerte nicht länger als eine weitere Woche und Eduard konnte ohne Schwierigkeiten sogar schon wieder galoppieren. Keiner der Tierärzte hätte das je für möglich gehalten. Von da an hatte Conny vor in Zukunft gut auf Eduard aufzupassen. Connys Mutter hatte ganz überraschend den Stall wo das Fohlen zu Hause war vergrößert. Sie machte daraus ein Paradies für Eduard. Von da an waren Conny und ihr Bruder Jakob und natürlich die Mutter die glücklichste Familie überhaupt. Mittlerweile ist Eduard zu einem gesunden und prächtigen Pferd herangewachsen und Conny war das glücklichste Mädchen im ganzen Dorf.


(c)v.jirsik 

   


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Schnurrend lief mir beim Waldspaziergang ein Kätzchen über den Weg. Sofort dachte ich, 'war das nicht die Lilie vom Rieda Hof'? Flink und voller Energie flitzte sie über den Waldboden. Wie entzückend war es doch ihr zuzusehen. Sie war schließlich erst vier Monate jung. Als sie mich plötzlich zufällig am Fuß streifte, strich ich sanft über ihr weiches Fell. Dann nahm ich Lilie vorsichtig in den Arm und spürte wie ihr Herz pochte. Ich setzte sie in meinen Korb den ich mit hatte, weil ich auf Pilz Suche war. So brachte ich sie zurück zum Hof, wo unter anderen Tieren noch drei Katzen waren. Dabei handelt es sich um Lori die Mutter Katze und Schneki der Bruder und Lena die Schwester von Lilie. Hilde die Bäuerin auf dem Hof war ohnehin schon auf der Suche nach Lilie. Nicht weit vom Hof entfernt führte nämlich eine Straße vorbei, wo leider noch nicht vor all zu langer Zeit der Kater Namens Pezi, übrigens der Vater von Lilie vor ein Auto lief und überfahren wurde. Nachdem bei Hilde gerade eine Groß Familie zum essen eingeladen war bot sie mir an, mich anzuschließen. Es gab leckeren Gemüse Eintopf. Niemand im ganzen Dorf konnte einen besseren Eintopf zubereiten als Hilde. Als ich so beim Essen saß und mich schon ganz gut mit einigen Leuten aus der Familie unterhielt, fiel mir bei einem Mädchen, sie war ungefähr zwölf Jahre alt, ein Armband mit lauter Kätzchen auf. Da sie drei Stühle weiter weg saß konnte ich es nicht ganz genau erkennen. Von der Weite sah es aber nach den Katzen von diesem Hof aus. Eine Weile nach dem wir dann alle gespeist hatten spielten wir gemeinsam Uno. Da geschah es dann dass sich das Mädchen zu mir setzte. Sie fragte mich wer ich denn bin. Ich sagte ihr dass ich hin und wieder auf diesem Hof bin, weil ich gerade mal drei Dörfer weiter weg wohne. Ich hab dann auch von ihr erfahren, dass sie mit ihrer Familie aus einen anderem Bundesland kommt und ab und zu hier den Urlaub verbringt. Dann sagte sie mir dass sie heute ihren dreizehnten Geburtstag mit ihrer Familie feiert. Da gratulierte ich ihr natürlich sofort, da ich aber nicht eingestellt war und zufällig durch die Bäuerin die Familie kennen lernte, gab ich ihr einen kleinen Geldbetrag. Da freute sie sich so riesig und erzählte mir dass sie in einer Tierhandlung vor zwei Tagen einen besonderen Kater gesehen hat den sie sich jetzt mit ihren gesamten Geld leisten könne. Kurz darauf schaute sie ein bisschen betrübt zu Boden, und fragte mich, ob ich denn auch weiß das hier mal ein Kater Namens Pezi war. Da sagte ich vorsichtig dass Hilde mir von diesem Unglück erzählt hat. Drauf hin nahm sie meine Hand und führte mich raus in den Garten. Da zeigte sie auf eine kleine Scheune ungefähr fünf Meter vom Hof entfernt und fragte mich ob ich sie dort hin begleiten könnte. Also gingen wir los. Als wir ankamen stellte sie sich vor ein winziges Beet mit einer kleinen Tafel wo der Name Pezi eingeritzt war. Sie erzählte mir dass sie immer wenn sie da war mit Pezi spielte. Er war ihr absoluter Liebling auf diesem Hof. Sie war damals so traurig dass sie dieses kleine Beet als Erinnerung errichtet hatte und immer wieder Blumen anbauen würde. dann lächelte sie mich an und sagte zu mir dass sie ihren neuen Kater auch Pezi nennen würde. Drauf hin nahm sie ihr Armband runter und überreichte es mir mit den Worten, behalte es in Erinnerung, durch deinen zusätzlichen Geldbetrag kann Pezi jetzt in meinen neuen Kater weiterleben. Freudig gingen wir den Weg zurück wo wir uns voneinander verabschiedeten, eine Woche später erfuhr ich von Hilde der Bäuerin dass das Mädchen aus der Familie mit der ich zusammen war so glücklich war wie noch nie, seit sie ihren neuen Kater hat. Da wurde mir richtig warm um mein Herz und mein Blick ging auf das Armband mit den Gedanken, Gott beschütze Pezi.


(c)v.jirsik 

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Eine spannende Reise zu einem Schloss 


Als ich gestern Abend so da saß, fielen mir vor lauter Müdigkeit meine Augen zu, wieviel Zeit danach allerdings verging habe ich nicht mehr in Erinnerung. Ich weiß nur dass ich mich irgendwann in nebeliger Dunkelheit auf einem ganz schmalen Weg befand. Wie ein Schleier zog der Nebel vor mir her. In weiter Ferne erkannte ich das Strahlen einer Lichtquelle. Was das wohl war? Als ich mich so umsah und die Gegend genauer betrachtete fiel mir ein Licht auf, das von einem Hügel herab strahlte. Nach den Umrissen des Gebäudes und eines Turmes sah es in der Dunkelheit für mich wie ein Schloss aus. Da ich es aber genau wissen wollte machte ich mich auf dem Weg um es heraus zu finden. Meine Orientierung richtete sich nach dem Schein des Lichtes. Nach einiger Zeit des Fußmarschs führte der Weg den ich ging bei einem kleinen Häuschen vorbei. Davor stand eine alte Laterne die mir sehr gefiel. Wie ich so da stand und sie für einen kurzen Moment bestaunte, hörte ich plötzlich eine sanfte Stimme die mir sagte:


'Ich leuchte dir den Weg,

hör mir zu und überleg,

lass dir nicht allzu lange Zeit,

zum Schloss ist’s nicht mehr weit‘.


Nichts ahnend woher die Stimme kam, folgte ich ihr instinktiv und setzte meinen Weg, der neben Wiesen und Sträuchern und teilweise auch bergauf ging, fort. Die Strecke auf der ich mich befand war richtig mystisch. Ab und zu hörte ich das Rascheln, ausgelöst durch leichte Windbrisen, aus den Sträuchern und so manchen Baumkronen, weil der Weg auch zum Teil mit Bäumen bewachsen war. Als ich eine Zeit lang dahin marschierte, sah ich plötzlich nicht weit von mir entfernt einen kleinen eingezäunten Bereich. Durch die Dunkelheit und so mancher Nebelschwade konnte ich nicht gleich erkennen was sich hinter dem Zaun verbarg. Erst als ich dann schließlich kurz davor war, konnte ich ein schwarz verziertes Gittertor erkennen, das einen Spalt weit geöffnet war. Dahinter ragten die verschiedensten Grabstätten empor, die teilweise durch Wildpflanzen verwachsen waren. Durch meine Neugierde konnte ich es nicht lassen und schlängelte mich durch den Spalt des Tores. Wie ich so an den Gräbern vorbei schlenderte konnte ich feststellen, dass es sich um einen Friedhof aus dem vorigen Jahrhundert und teilweise aus noch früheren Zeiten handelte. Kein Grab glich dem anderen, ja jede Gedenkstätte war für sich einzigartig. Es war hier richtig düster und sehr ruhig. Doch als ich eine Weile so durchspazierte, sah ich am Ende des Friedhofs neben einer Grabstelle eine leuchtende Laterne mit Verzierungen. Sie war richtig passend zu dem Zeitalter dem dieser Friedhof entstammte. Gleich daneben fiel mir ein Grabstein mit zwei noch teilweise erkennbaren Kronen auf, die aussahen als wäre es die Grabstätte von einem Königspaar. Plötzlich wie aus dem Nichts hörte ich wieder diese sanfte Stimme die mir sagte:


'Ich leuchte dir den Weg,

hör mir zu und überleg,

lass dir nicht allzu lange Zeit,

zum Schloss ist’s nicht mehr weit‘.


Nun wurde mir aber etwas mulmig, da es die gleichen Worte waren, die ich vor dem Häuschen vernahm. In Gedanken fragte ich mich, wer auch immer du bist, was möchtest du mir sagen? Innerlich berührte mich diese Stimme aber wieder so sehr, dass ich einfach nicht anders konnte und ihr folgte. So begab ich mich wieder zurück zum Eingangstor. Als ich mich wieder auf dem Weg außerhalb des Friedhofs befand, fiel mein Blick nach oben auf den Hügel, auf dem ich trotz des Nebels, der die Sicht noch etwas trübte, erkennen konnte, dass sich hier ein gewaltiges Schloss vor mir erstreckte. Immer noch nachdenklich über die Worte dieser Stimme, die mich nicht loslassen wollten, marschierte ich eine ganze Weile bergauf, bis ich trotz der Dunkelheit nicht weit von mir entfernt einen riesengroßen Torbogen bemerkte. Da ich glaubte vorher etwas erkannt zu haben, staunte ich nicht schlecht als ich direkt davor stand. Denn oberhalb des Bogens befanden sich tatsächlich die Kronen die mir schon am Grabstein aufgefallen sind. Voller Würde und in ganz langsamen Schritten stolzierte ich durch das Gewölbe, bis ich schließlich im Innenhof direkt vor diesem riesengroßen Schloss stand. Und wie ich mich so umsah, fielen meine Blicke auch nach oben. Da bemerkte ich einen Turm der über den Dächern empor ragte. Plötzlich sah ich, wie aus einem Fenster der oberen Stockwerke dieses Licht herab strahlte, das man von weither schon erkennen konnte. In dem Moment hörte ich wieder diese Stimme, aber etwas lauter, sie hallte durch den ganzen Innenhof:


'Ich leuchte dir den Weg,

hör mir zu und überleg,

nimm dir die Laterne,

sorge dich um das Strahlen der Sterne,

lass dir nicht allzu lange Zeit,

dann ist das ganze Land auch bald befreit'.


Nervös durch die wiederkehrende Stimme rannte ich zum nächstmöglichen Schlosseingang. Als ich drinnen war, fiel mir sofort ein Holzvorsprung auf. Darüber stand auf einer Ablage eine kleine Laterne. Daneben lagen ein paar Streichhölzer herum, mit denen ich die Kerze die sich darin befand zum Brennen brachte. Geschwind eilte ich die Treppen hoch. Wie ich dann oben in den Räumlichkeiten war, brachte ich mit Hilfe der Laterne jede Kerze die ich fand zum Leuchten, als Zeichen für Licht, Wärme und Frieden für die ganze Welt. Nach einer Menge brennender Kerzen wurde mir so warm, dass ich mich über das Treppenhaus wieder zum Ausgang hinunter bewegte. Doch bei der letzten Stufe verlor ich kurz das Gleichgewicht und stolperte über einen kleinen Stein. Darauf hin drehte ich mich von der einen Seite auf die andere und öffnete langsam meine Augen. Durch den Sonnenschein der das ganze Zimmer erhellte, musste ich ein wenig blinzeln, es war ein herrlicher Morgen. Dann richtete ich mich auf und dachte kurz nach, wobei mir klar wurde, dass ich geträumt haben musste. Nach kurzer Überlegung fragte ich mich was mir der Traum sagen wollte. Da fiel mein Blick durch das Fenster mit dem Gedanken, wie schön wäre es in eine kalte Welt wieder mehr Wärme hinein zu bringen. Bei den Sonnenstrahlen, die das Zimmer erhellten dachte ich an Lichtblicke, die man immer wieder in die Welt hinaus tragen kann. Das schönste Geschenk daraus wäre Frieden zwischen allen Menschen auf der Welt.


(c)v.jirsik 


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Marlies und die kleine Blaumeise

Als heute morgen, es war ein Samstag, die Sonnenstrahlen das Häuschen der Familie Lehner durchfluteten, lag die kleine Marlies gerade in ihrem Bettchen. Noch ganz schläfrig drehte sie sich von der einen auf die andere Seite. Nach einer Weile, als sie sich aufrichtete und aufstand, vernahm sie durch das offene Fenster ein Rascheln. Vorsichtig in langsamen Schritten ging sie zum Fenster, um nachzuschauen, woher das Geräusch kommen könnte. Als ihr Blick auf einen Strauch fiel, der neben einem Baum aus der Erde herausragte, sah sie, wie sich was bewegte. Da kam ihr der Gedanke, 'vielleicht könnte das Rascheln auch von dort kommen'. Vor lauter Neugierde zog sich Marlies was über und schlich leise, da es noch früh morgen war, und ihr Vater und ihre Mutter noch schliefen in den Garten. Schritt für Schritt näherte sie sich dem Baum. Schließlich war er nicht weit vom Häuschen entfernt. Daneben wuchs gleich der Strauch, aus dem sie die Geräusche und Bewegungen vernahm. Doch wie verhext war es gerade still und man konnte auch nichts erkennen. Marlies umquerte mit großen Augen den Strauch, strich die Äste auseinander, um vielleicht doch noch was erkennen zu können. Da es ein wunderschöner Herbsttag war hingen im Strauch eine Menge Blätter, die vom Baum herab fielen. Ganz vorsichtig griff Marlies nach dem Laub, um es auf die Seite zu räumen. Nach nicht allzu langer Zeit traute das Mädchen ihren Augen kaum, als sie plötzlich ein kleines Schnäbelchen sah. Da hörte sie auch wieder dieses leichte Rascheln und erkannte, dass unter den restlichen Blättern ein Vogelnest lag. In dem Moment fielen die Blicke von Marlies nach oben Richtung Baumkrone. Ihr Gedanke war das Nest wieder auf die Zweige zu bringen. Marlies war ein wenig beunruhigt, da ihr das Vögelchen leid tat. Da machte sie langsam ein paar Schritte zurück und ging wieder ins Haus, wo ihre Mutter gerade das Frühstück hergerichtet hatte. Marlies aber war so aufgeregt und rief "Mama, Mama komm schnell, im Strauch liegt ein Nest mit einem Vögelchen, es ist vom Baum gefallen". Da die Mutter aber gerade im Waschraum war, kam der Vater ihr entgegen. Marlies konnte schon seine Stimme hören. "Was ist denn los"? Als er schließlich vor ihr stand, schilderte Marlies ihm den ganzen Vorfall. Sofort machte sich der Vater mit seiner kleinen Tochter auf den Weg zum Strauch, um nachzusehen was genau passierte. Schnell konnte er das Unglück einschätzen und holte eine Leiter aus dem Schuppen, die er vor dem Stamm des Baumes platzierte. Als er das Nest vorsichtig aus dem Strauch löste, musste er ganz besonders auf das verängstigte Vögelchen achten. Er sagte der kleinen Marlies, dass es sich um eine Blaumeise handeln würde. Behutsam stieg er Sprosse für Sprosse mit dem Nest in der Hand die Leiter hoch. Marlies beobachtete von unten mit spannenden Blicken, wie ihr Vater das Nest mit ganz viel Liebe wieder in die Baumkrone setzte. Nach einer Weile als er wieder unten ankam erklärte er der kleinen Marlies, dass sich die kleine Meise sicher wieder erholen wird und dass sie da oben auf dem Platz sehr gut beschützt sei. Marlies schien vom Gesichtsausdruck her glücklich zu sein. Das beruhigte den Vater so sehr, dass er sich auf den Weg zum Schuppen machte, um einen Rechen zu holen und das Laub aus der Wiese zu entfernen. Aber Marlies war doch nicht ganz zufrieden. Das Vögelchen beeindruckte sie so sehr und tat ihr auch zutiefst leid, weil es so verängstigt war. So wollte das Mädchen unbedingt noch mal wissen, ob es denn der kleinen Meise gut ging. Da stieg Marlies während ihr Vater im Schuppen war die Leiter hoch. Als sie schon fast oben war, fing plötzlich die Leiter an zu rutschen. Ängstlich versuchte sich das Mädchen am Stamm festzuhalten, jedoch verlor sie den Halt und fiel von der Leiter herab. Regungslos blieb Marlies in der Wiese unter dem Baum liegen. Genau in dem Moment verließ der Vater gerade den Schuppen, um nach seiner Tochter zu sehen. Mit Schrecken sah er aus der Ferne, wie das Mädchen bewegungslos im Rasen lag. In schnellen Schritten eilte er zu Marlies. Vorsichtig griff er nach ihrer Hand, um den Puls zu fühlen. Zum Glück konnte er feststellen, dass die Kleine noch am Leben war, doch sie war nicht bei Bewusstsein. Der Vater alarmierte sofort den Krankenwagen. Während er auf den Rettungsdienst wartete, kam auch die Mutter des Mädchens vom Waschraum zurück. Sie erschrak sehr, nachdem sie von dem Unfall ihrer Tochter erfuhr. Doch sie versuchte ruhig zu bleiben, und fest daran zu glauben, dass alles wieder gut wird. In dem Moment hörte und sah sie auch schon wie sich der Krankenwagen mit Blaulicht näherte. Trotz angespannter Situation entschied der Vater im Haus zu bleiben, während die Mutter des Mädchens als Begleitung mit in die Klinik fuhr. Noch im Rettungsauto wurde Marlies erstversorgt. Nicht lange danach konnten die Sanitäter der Mutter versichern, dass sich ihre Tochter außer Lebensgefahr befindet. Es handelt sich vermutlich um eine Rippenprellung und eine Gehirnerschütterung. Als Marlies schließlich im Krankenhaus ankam wurde sie nochmals genau untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass doch zwei Rippen gebrochen waren und eine Operation notwendig war. Auch laut Ärzte befand sich das Mädchen nicht in Lebensgefahr. Marlies hatte wirklich großes Glück. Während die Kleine operiert wurde, nutzte die Mutter die Zeit um ihren Mann zu verständigen und ihm die gute Nachricht mitzuteilen. Beide waren glücklich, dass nicht mehr passiert war. Es vergingen ungefähr viereinhalb Stunden bis das Mädchen ins Zimmer geschoben wurde. Ganz benommen versuchte Marlies die Augen zu öffnen. Als sie ihre Mutter erblickte, die neben ihr saß, wusste sie gar nicht genau was mit ihr geschehen war. Da gab Mama ihr einen Kuss auf die Hand und flüsterte ihr ins Ohr, 'werde bald gesund mein kleiner Engel'. Eine Weile saß die Mutter noch neben ihrem Bettchen, bis sie sich schließlich auf den Heimweg machte. Die Eltern von Marlies waren an diesem Abend auch sehr erschöpft. Ganze drei Wochen verbrachte das Mädchen im Krankenhaus. Ihre Mutter und ihr Vater waren in dieser Zeit regelmäßig an ihrer Seite. Nun aber, es war ein Donnerstag ging es für die Kleine endlich wieder nach Hause. Als Marlies vor dem Haus stand, dachte sie zu allererst an das Vögelchen, doch sie war folgsam und ging mit ihrer Mutter hinein ins Haus. Drinnen kam ihr auch schon der Vater entgegen. Er nahm die Hand seiner Tochter und führte sie in den Garten zu dem Baum, an dessen Stelle Marlies von der Leiter fiel. Da bekam die Kleine vor lauter Freude große Augen und rief 'Papa, Papa das ist ja ein Vogelhäuschen'. Da antwortete der Vater, 'dank deiner großen Fürsorge für das Vögelchen möchten wir die Meisen hier im Garten überwintern lassen'. Es waren Nistkästen, die der Vater angebracht hatte. Als das Mädchen zufällig zur Baumkrone hinauf sah, saß oben eine Blaumeise. Marlies lächelte und war überglücklich. Für sie war das bisher der  aufregendste Winter.


(c) v.jirsik